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Kinesiotape – kann Schmerz weggeklebt werden?

Lea Ferrante
Lea Ferrante
Was in den 70er Jahren in Japan aus der kinesiologischen Bewegungslehre entstanden ist, ist heute kaum mehr wegzudenken: Das Kinesiotape. Während die Kinesiotape-Streifen früher vorwiegend an Fussballstars und Olympiaathleten zu beobachten waren, kommen die Streifen heutzutage auch bei Alltagsbeschwerden immer mehr zur Anwendung.

Was ist eine Kinesiotape?

Das Kinesiotape besteht aus einem elastisches Baumwollband mit einer Acryl-Klebeschicht und wurde in derselben Dicke und Elastizität, wie die menschliche Haut aufweist, entwickelt. Dadurch passt es sich gut an die natürlichen Bewegungen des Körpers an. Das Kinesiotape kann bis zu sieben Tagen am Stück getragen werden und ist normalerweise fünf Zentimeter breit. 

 

Den Tapefarben werden verschiedene «Wirkungen» nachgesagt:  Rot etwa soll aktivieren, Blau, beruhigenden und kühlen. Belegt sind solche Effekte jedoch nicht, daher sollte am besten mit den Farben getapt werden, mit denen Sie sich wohlfühlen.

Wann wird Kinesiotape eingesetzt?

Mit dem Anbringen eines Kinesiotapes wird der körpereigene Heilungsprozess stimuliert. So kann das Tape bei verschiedenen Verletzungen und Beschwerden verwendet werden. Heutzutage wird oft als ergänzende Behandlungsmethode «getaped».  

 

Wie wirkt Kinesiotape?

Auf unserer äussersten Hautschicht befinden sich 85% der Schmerzpunkte. Mit dem Anbringen des Kinesiotapes wird auf die obere Schicht der Haut einen Zug ausgeübt und so das schmerzstillende System aktiviert. Beim korrekten Anbringen des Kinesiotapes werden die Muskeln und Gelenke in gedehnte Positionen gebracht, so behält unser Körper die vollständige Bewegungsfreiheit und wird nicht eingeschränkt. Die Durchblutung und der Lymphfluss werden angeregt sowie die Nervenenden in den oberen Hautschichten gereizt.

 

Die Linderung der Schmerzen geschieht sobald der Körper in eine entspannte Position zurückkehrt. Das Tape hebt die Haut ein wenig ab. Dadurch entstehen Freiräume zwischen der Unter- und Oberhaut. Dort liegen zahlreiche Nerv, Blut- und Lymphgefässrezeptoren. Die Durchblutung wird angeregt. Dieses «Anheben» ermöglicht eine meist sofortige Linderung oder sogar das vollständige Verschwinden des Schmerzes. Der Patient ist wieder mobiler und die ursprüngliche Muskelfunktion kann wieder eintreten.

Taping im Spitzensport

Im Spitzensport kommen die Körper der Sportler*innen oftmals an ihre Grenzen, dies nicht nur an Wettkämpfen, sondern auch manchmal im Training. Nicht selten kommt es zu körperlichen Verletzungen wie Zerrungen, Überdehnungen und Prellungen, da kann ein Kinesiotape eine gute Stütze sein. Auch zur Stabilisation wird oftmals das Taping eingesetzt.

 

Mujinga Kambundji und Christian Stucki haben Karin Röthlisberger, diplomierte Sportphysiotherapeutin, im Sportcenter Thalmatt besucht, um sich wertvolle Taping-Tipps für den Alltag zu holen.

12 wichtige Tipps zum Taping

  1. Möchten Sie selber Tapen? Dann lassen Sie sich zuerst am besten von einem Fachmann oder einer Fachfrau zeigen wie Sie das Kinesiotape kleben. da der Zug, die kleinen Wellen im Band – genannt «Convolutions», und die Länge des Tapes je nach Einsatzgebiet variiert
  2. Benutzen Sie ein qualitativ hochwertiges Tape
  3. Nur gut erreichbare Körperstellen selber tapen, sonst lieber jemanden um Hilfe bitten
  4. Niemals am Hals «tapen»
  5. Vor dem Tapen ist es sinnvoll die zu behandelnde Körperstellen zu säubern und je nach Stelle die Haare zu entfernen, damit das Tape auch richtig kleben und wirken kann.
  6. Falls das Tape einschnürt oder ziept, wurde mit zu viel Druck geklebt. Wenn die Haut juckt, kann dies auf eine allergische Reaktion auf den Kleber hinweisen und das Tape sollte sofort entfernt werden.
  7. Eine gute Schere ist hilfreich: Die Ecken des Tapes sollten mit einer Schere abgerundet werden, damit es besser auf der Haut haftet und nicht ausfranst.
  8. Die Schutzfolie einreissen und nach und nach beim Anbringen auf der Körperstelle abziehen, damit das Tape nicht verklebt und die Finger nicht an die Klebeseite gelangen.
  9. Der Tapeanfang (Anker) wird auf den Ursprung vom Muskel oder Gelenkteil geklebt, der den schmerzenden Bereich nicht bewegt. Das Ende des Tapes befindet sich somit an dem Muskel oder Gelenkteil, welcher das Beschwerdegebiet bewegt.
  10. Nach dem Ankleben des Kinesiotapes ist es wichtig, mit der Hand mehrfach darüberzustreichen, da die daraus erzeugte Reibungs- und Körperwärme das Tape besser haften lässt.
  11. Das Tape wird generell mit sanftem Zug auf den gedehnten Muskel geklebt und über Schmerzpunkte wird es mit kräftigerem Zug geklebt. Jedoch gibt es auch hier Ausnahmen. Bei einer Schwellung, bei dünnen und empfindlichen Arealen, wird das Tape ohne Zug geklebt. 
  12. Für die Entfernung des Tapes kann warmes Wasser, Olivenöl, Babyöl oder Desinfektionsmittel verwendet werden, damit das Abziehen des Tapes erleichtert wird.

Gut zu wissen:

Bei offenen Wunden, Ekzemen, Psoriasis, Neurodermitis sowie bei Thrombose und Krampfadern sollte da Tape nicht verwendet werden. Am besten sollte der Einsatz eines Kinesiotapes bei obengenannten körperlichen Beschwerden/Symptomen nur in Rücksprache mit dem behandelnden Arzt oder der Therapeuten/Therapeutin erfolgen.

Anleitung für Schulter- und Nackentaping

 

Wer kennt es nicht? Nach einem langen Arbeitstag am Schreibtisch, kann die Schulter und der Nacken schon mal schmerzen und verspannt sein. Solche Verspannungen können sich mit der Zeit verhärten, wenn man nichts dagegen unternimmt. Das Kinesiotape kann dabei eine unterstützende Hilfe sein.

 

Am Einfachsten geht das Ankleben der Kinesiotapes an den Schultern und am Nacken zu zweit

 

 

Schritt 1: Kinn zur Brust neigen.

Schritt 2: Tape wird links und rechts entlang der Wirbelsäule geklebt. Das Tape wird am oberen Rand der Schulterblätter angesetzt und wird ohne grossen Zug nach oben ausgestrichen.

 

Tipp: Bei Kopfschmerzen reichen die Tapes am besten bis zum Haaransatz.

 

Bereitet die Schulter zusätzlich zum Nacken auch Probleme, kommen zwei weitere Tapes dazu.

 

 

Schritt 3: Den Kopf nach rechts neigen und den Blick auf den rechten Fuss richten.

Schritt 4: Den Anfang des Tapes (der Anker) auf dem Schlüsselbein der linken Schulter setzen und das Kinesiotape ohne Zug den Nacken hochstreichen.

Schritt 5: Dasselbe auf der anderen Seite wiederholen

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